Was ist Zöliakie? Ursache, Symptome und Behandlung

Was ist Zöliakie? Ursache, Symptome und Behandlung

Zöliakie, auch Gluten-sensitive Enteropathie oder Glutenintoleranz genannt, ist eine Autoimmunerkrankung, die zu chronischen Entzündungen im Dünndarm führt. In Deutschland liegt die Häufigkeit bei circa 0,5-1%.

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Autoimmunerkrankungen gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Normalerweise sorgt das Immunsystem dafür, den Organismus vor fremdem und schädlichem Eindringen zu schützen. Dazu können Viren, Pilze, Parasiten und Bakterien gehören. Strukturen des eigenen Körpers sollten hingegen als solche erkannt und von den Schädlichen unterschieden werden können. Bei einer Autoimmunerkrankung schlägt diese Unterscheidung fehl. Infolgedessen richtet sich das Immunsystem gegen den Körper und zerstört so körpereigene Strukturen.

Zu unterscheiden von Autoimmunerkrankungen sind Allergien. Hier versucht das Immunsystem den eigentlich harmlosen Fremdkörper mit einer überempfindlichen Reaktion zu bekämpfen.

Bei der Zöliakie löst Gluten als Fremdkörper eine starke Schutzreaktion aus. Die richtet sich jedoch nicht nur gegen den Eindringling, sondern auch gegen den eigenen Körper, sodass man hier von einer Autoimmunerkrankung spricht.

Was passiert im Dünndarm?

Von Zöliakie Betroffene leiden unter einer Unverträglichkeit gegenüber einem Bestandteil aus dem Kleber-Eiweiß Gluten. Neben Weizenprodukten findet man es noch in Roggen, Hafer(wenn Spuren beim Herstellungsprozess enthalten sind), Dinkel und Gerste.

Die entzündliche Abwehrreaktion auf Gluten wird im Dünndarm ausgelöst. In den Darmzotten, den Zellen der Dünndarmschleimhaut. Bei den Darmzotten handelt es sich um kleine Tentakel, die sich an der Dünndarmwand befinden und für die Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung verantwortlich sind. Der Angriff des Immunsystems auf die Darmzotten hat zur Folge, dass diese absterben (Zottenatrophie). Das führt dazu, dass Nährstoffe nur schlecht aufgenommen werden und zu einem großen Teil unverdaut im Darm verbleiben.

Ursachen

Zur Entstehung einer Zöliakie kann eine genetische Veranlagung ebenso beitragen wie eine Autoimmunreaktion. Die genauen Ursachen sind unbekannt. Sie kann sowohl im frühen Kindesalter als auch plötzlich im Erwachsenenalter auftreten. Risikofaktoren, eine Zöliakie zu entwickeln, bestehen bei Vorliegen anderer Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Down-Syndrom oder anderer Autoimmunerkrankungen. Auch psychosoziale Faktoren, Infektionen mit Darmviren oder Veränderungen der Darmflora können eine Entstehung begünstigen.
Dazu sollte ein Augenmerk auf die Medikamente gelegt werden, die eingenommen werden. Befinden sich darunter beispielweise PPIs oder Histamin-2-Rezeptor-Antagonisten, die oft zur Behandlung von GERD oder Stillem Reflux verschrieben werden, können auch sie ursächlich für eine Zöliakie sein.1

Symptome

Die Beschwerden bei Zöliakie können sich sehr unterschiedlich äußern und nicht nur im Magen-Darm Bereich auftreten. Auch bei den Erkrankungen, die mit Zöliakie assoziiert werden, ist das Spektrum weit gefächert.

Zu den typischen Beschwerden aus dem Magen-Darm Bereich gehören Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Blähungen, Verstopfung und Übelkeit.

Verglichen mit Personen, die nicht unter Zöliakie leiden, treten bei Zöliakie-Patienten auch besonders häufig moderate bis schwere GERD (gastroösophageale Refluxkrankheit) Symptome auf 2. Dazu gehören unter anderem chronisches Sodbrennen, Husten, Halsentzündungen und Rückfluss von Mageninhalt.

Weitere Beschwerden, die auftreten können, sind starke Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Hautprobleme, Depressionen, erhöhte Leberwerte, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Osteoporose. Zu den Nährstoffen, bei denen unter Zöliakie-Patienten ein Mangel herrschen kann, gehören vor allem Eisen, Zink, Selen, Kalzium, Folsäure und Vitamin D.

Viele Betroffene haben nur leichte Beschwerden wie Müdigkeit nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel. Eine daraus resultierende falsche Diagnose oder fehlende Behandlung kann fatale Folgen haben, da es so zu chronischen Entzündungszuständen kommen kann.

Auch gibt es Zusammenhänge mit anderen Autoimmunerkrankungen. Betroffene von Zöliakie haben eine erhöhte statistische Wahrscheinlichkeit, auch an anderen Autoimmunerkrankungen zu leiden, wie beispielsweise Hashimoto, oder Morbus Basedow. Teils können diese Erkrankungen lange Zeit unentdeckt bleiben, da sie oftmals nur leichte Symptome und Beschwerden verursachen, wie trockene Augen, welche lange Zeit unentdeckt bleiben können. Auch leiden Betroffene laut der Ärztezeitung öfter unter neuropathischen Beschwerden (siehe mehr dazu auf Neuroklar, sowie). Ob die Wahrscheinlichkeit einer Fibromyalgie erhöht ist, ist unklar (siehe Fibrohilfe).

Behandlung

Eine Autoimmunerkrankung kann nicht ursächlich behandelt werden. Dennoch ist es möglich, die Beschwerden einzudämmen. Liegt eine gesicherte Diagnose zu Zöliakie vor, so besteht die einzige effektive Behandlungsmöglichkeit darin, lebenslang eine glutenfreie Ernährung einzuhalten. Inzwischen finden sich unzählige glutenfreie Alternativprodukte auf dem Markt, sodass man nicht gänzlich auf sehr viele Lebensmittel verzichten muss. Das ist zum einen für die kulinarische Vielfalt gut, zum anderen ist es so einfacher, seine Nährstoffe zu decken. Trotzdem sollte darauf geachtet werden, die Ernährung ausgewogen zu gestalten, sodass man durch die Einschränkungen keinen Nährstoffmangel entwickelt.

Unter Einhaltung einer strikten glutenfreien Ernährung kann die Zottenatrophie umgekehrt werden. Es bleiben nicht nur die Magen-Darm- und GERD-Symptome aus, auch die wichtigen Nährstoffe werden besser aufgenommen und das Risiko für Folgeerkrankungen sinkt.


[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24035759/

[2] Gastroesophageal Reflux Symptoms in Patients With Celiac Disease and the Effects of a Gluten-Free Diet – Clinical Gastroenterology and Hepatology (cghjournal.org)

[3] drmckenzie.com